Donnerstag, 27. Mai 2010

Bundesland Brandenburg bei Strategien für Wildnis vorn

Die Bundesregierung hat in einer Selbstverpflichtung im Rahmen der nationalen Biodiversitätsstrategie festgelegt, dass bis zum Jahr 2020 zwei Prozent der Fläche Deutschlands Wildnisgebiet bzw. Wildnisentwicklungsgebiet sein sollen. Davon sind selbstverständlich in erster Linie die Bundesländer betroffen, die die erforderlichen Maßnahmen umsetzen müssen.

In vielen Bundesländern ist das Thema Wildnis bisher überhaupt noch nicht in der öffentlichen Diskussion bzw. im staatlichen Handeln präsent. Namen von Ländern will ich jetzt erst mal nicht nennen. Aber dazu gehören die schon bekannten Sorgenkinder, die zum Beispiel auch bei der Ausweisung der Schutzgebiete des europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000 eine Bremserrolle eingenommen haben und entsprechende Schutzgebiete erst mit vieljähriger Verspätung verordnet haben.

Ganz anders verhält es sich beim Thema Wildnis im Bundesland Brandenburg. Die brandenburgische Umweltministerin hat jetzt bei der Wildniskonferenz in Potsdam angekündigt, dass in Brandenburg insgesamt 60.000 Hektar Fläche bis zum Jahr 2020 Wildnis werden sollen. Damit würde Brandenburg das Zwei-Prozent-Ziel erfüllen. Diese Ankündigung beinhaltet durchaus ein ehrgeiziges Ziel, denn aktuell sind lediglich 22.000 Hektar Fläche in Brandenburg frei von menschlicher Einflussnahme.


Im Detail wurden zum Wildnisthema verschiedene Fragen aufgeworfen. So reagiert möglicherweise die Bevölkerung der sich entvölkernden Berlinfernen Gebiete Brandenburgs empfindlich, wenn dort Wildnisstrategien propagiert werden. Dem kann nur dadurch begegnet werden, dass das Zwei-Prozent-Ziel an Wildnisfläche deutschlandweit gilt.

Es wurde zudem die Frage aufgeworfen, ob Brandenburg nicht mehr als zwei Prozent seiner Landesfläche als Wildnis ausweisen müsse, als Ausgleich für manche dichtbesiedelten westdeutschen Regionen, die möglicherweise weniger Wildnisanteile ausweisen können.

Meiner Ansicht nach ist dieser Ansatz problematisch. Kein Bundesland sollte aus der Verantwortung für die Schaffung von Wildnis und die Erhaltung der Biodiversität entlassen werden. Zudem ist es fraglich, ob dünn besiedelte Bundesländer von vornherein mehr Wildnisfläche ausweisen können als dichter besiedelte. Maßgebend für die Verfügbarkeit von Fläche ist auch die Art der Landnutzung. Gerade land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie die alternativen Energien wie Windkraft und Biopflanzen haben einen sehr hohen Flächenbedarf. Ein dicht besiedeltes Land, in dem sich die Wirtschaft in erster Linie auf die Industrieproduktion sowie auf den tertiären Sektor gründet, kann möglicherweise sogar mehr Wildnisfläche ausweisen als ein dünnbesiedeltes Land. Die brandenburgische Umweltministerin hat in diesem Zusammenhang auch den Konflikt zwischen den alternativen Energien und der Wildnisausweisung thematisiert.

Es bleibt zu hoffen, dass in die Wildnisdiskussion bundesweit jetzt mehr Schwung kommt. Auch das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern hat sich bereits des Wildnisthemas angenommen und eine Inventur der vorhandenen Wildnisflächen durchgeführt. Hierbei wurde festgestellt, dass der vorhandene Anteil an Wildnisfläche das Zwei-Prozent-Ziel der Bundesregierung bereits erfüllt.     

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